Laufband: Finnlo Alpine BT

Laufband Finnlo Alpina BT

Besser noch etwas sparen…

Erste Eindrücke:

Wir haben uns das Finnlo Alpine BT gekauft, um das “Energetics Power Run 960 HRC” zu ersetzen. Ein Laufband der Eigenmarke von Intersport in derselben Preisklasse wie das Finnlo, welches meine einzige Referenz in Sachen Hobby-Laufband ist.

Bereits beim Transport in den Keller wurde ich etwas skeptisch – es ist deutlich leichter als das Energetics. Beim Zusammenbau bestätigte sich der Eindruck: die Konstruktion der beiden Laufbänder ist sehr ähnlich, aber beim Finnlo ist alles viel fragiler, kleiner, dünner.

Vor dem ersten Lauf musste ich noch den mittigen Lauf des Gurtes einstellen, weil dieser doch recht deutlich und laut schliff. Keine Hexerei und vielleicht gehört das eh zum Standard-Prozedere bei der ersten Inbetriebnahme.

Im Einsatz…

Finnlo wirbt mit “weichem Lauf, wie auf dem Waldboden” und das ist tatsächlich gar nicht gelogen: es federt schön mit. Und das ist leider auch schon einer der wenigen positiven Punkte. Der billige Eindruck bestätigt sich beim Laufen nämlich in jeder erdenklichen Hinsicht: das Nervigste ist, dass es wirklich sehr lange dauert, bis die eingestellte Geschwindigkeit erreicht ist. Gleichermaßen bei der Beschleunigung, wie bei der Verzögerung. Ein richtig zackiges Intervalltraining kann oder will man damit fast nicht machen. Das war beim Vorgänger deutlich besser. Finnlo wirbt mit 2PS Dauer- und 5PS Maximalleistung, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 20km/h gut ist. Daran sollte es also eigentlich liegen – vielleicht hat man es absichtlich aus Komfort- oder Sicherheitsgründen so träge programmiert? Wie auch immer – so ist das nix.

Das Betriebsgeräusch ist ähnlich wie das des Vorgängers, jedoch quietscht es sehr oft bei jedem Schritt, wenn es eben, also keine Steigung eingestellt ist. Ich habe die betroffenen Gelenke geschmiert, aber es kommt immer mal wieder, insbesondere beim Loslaufen. Nach 15min hört es meistens auf. Ansonsten ist das Betriebsgeräusch so, dass man zB. in unserem Setup im Keller, mit Fernseher und externem Soundsystem schon einigermaßen laut aufdrehen muss um zuverlässig alle Dialoge eines Filmes zu verstehen. Ich würde es aber mangels besserem Vergleich als “angemessen” bezeichnen.

Zugegeben – SO stark quietscht es nicht immer. So wie unten allerdings oft. Da muss man den Fernseher schon ordentlich aufdrehen.

Das Display ist zwar einigermaßen zweckmäßig; wenn man bedenkt, welche bunten, hochauflösenden OLED Displays bereits ein durchschnittliches Chinagadget um wenige Euro hat, fragt man sich allerdings schon, was diese Branche seit 1980 getan hat.

der Kontrast ist in echt etwas höher – das Durchscheinen der inaktiven Elemente stärker.
Die grafische Darstellung hat einzig den Zweck, die angeblich trainierten Muskelgruppen bei der eingestellten Steigung zu zeigen.

Auch der Rest der Elektronik und Bedienung ist eher fragwürdig. Die Folien-Tasten sind beim Laufen schwer zu drücken. Die Schnellwahl-Tasten für Geschwindigkeit und Steigung sind ganz nett, aber die feinere Einstellung über die Tasten am Handlauf ist mühsam. Wenn man zB. langsam loslaufen möchte, sagen wir mit 6.5km/h, drückt man die Schnellwahl “8” und dann 15x die Minus-Taste, begleitet von lautem Piepsen. Bei jedem Einschalten wird man nach dem Gewicht gefragt, es gibt keine Möglichkeit, das abzuspeichern oder gar mehrere Personen anzulegen. Es ist zwar auch egal, man muss es nicht eingeben, aber es ist halt nicht durchdacht. Einen eingebauten Ventilator gibt es nicht. Stört uns zwar auch nicht, da wir lieber einen externen großen und daher leisen Ventilator nutzen, aber der Mitbewerb hat das halt oft.

Die Felder rechts und links des Displays sehen aus wie Tasten, sind aber nur grafische Darstellungen dessen, was die Trainingsprogramme tun.

Und warum um alles in der Welt sind bei den meisten Laufbändern eigentlich km/h angegeben, statt die Pace in min/km??

Kinomap

Der Grund uns für dieses Modell zu entscheiden war die vollständige Bluetooth Kompatibilität mit der App “Kinomap”. Mit dieser App hat man Zugriff auf eine große – wirklich große! – Auswahl an echten, von der Community gefilmten Laufstrecken. Diese werden wahlweise in Echtzeit, oder abhängig von der eigenen Laufgeschwindigkeit abgespielt. Die Steigung folgt dabei automatisch der Realität. Das macht riesen Spaß und motiviert extrem. Natürlich kann man sich auch mit anderen vergleichen, die die selbe Strecke gelaufen sind. Wir laufen zB. gerne mit den Videos eines Herren aus Deutschland, der mit seinem Hund läuft, der immer mal voraus oder nebenher läuft. Sehr süß! Auch die Suchfunktion ist super zweckmäßig: man kann nach Strecklänge von-bis suchen, nach der Qualität der Videos, nach Dauer und sogar nach Land… Wirklich, wirklich toll, das würde ich bei keinem Laufband mehr missen wollen. Der Preis von 80EUR im Jahr ist dabei sogar noch günstiger als des bekannteren Mitbewerbers Zwift, welches mit viel weniger Laufbandmodellen kompatibel ist. Mit diesem hier zB. nicht.
Eine automatische Einstellung der Geschwindigkeit entsprechend dem Video gibt es laut Kinomap Support aus Sicherheitsgründen nicht. Das hat mich zunächst extrem enttäuscht, macht aber in der Praxis nichts. Außerdem werden viele der Community-Videos offenbar beim Spazierengehen aufgenommen, nicht beim Laufen. Damit wäre die Originalgeschwindigkeit ohnehin uninteressant.

Der Reihe nach: Streckenplan, Schwierigkeit (verringert oder steigert die automatischen Steigungen), Bestenliste, Strecken-/Höhenprofil
Im Gegensatz zum Finnlo Laufband zeigt Kinomap die Pace, nicht die Geschwindigkeit. Die Zahl links oben zeigt die Leistung in Watt.

Das Bluetooth-Pairing ist extrem einfach und auch zuverlässig. Man kann das Bild auch auf jedes Gerät mit Web-Browser streamen, also zB einen großen Fernseher mit PC dran. Das geht auch recht einfach und zuverlässig, ruckelt aber etwas.
Kuriosität am Rande: einmal konnte ich das Laufband nicht mit meinem iPad verbinden. Als Grund hat sich herausgestellt, dass es bereits mit dem iPad meiner Freundin verbunden war, welches 2 Stockwerke darüber im Schlafzimmer lag. Bluetooth hat oft wirklich eine erstaunliche Reichweite!

Falls jemand das Laufband kauft und es mit einem etwas neueren iPad nutzen will: hier habe ich ein 3D Modell für größere iPads designed: iPad holder for Finnlo Treadmill by speedreach – Thingiverse

Verdict

Unterm Strich kann ich das Laufband nicht empfehlen. Es erfüllt zwar seinen Zweck, aber ich wünschte mir trotzdem, ich hätte etwas mehr Geld für ein robusteres, kräftigeres Modell ausgegeben.

Kinomap hingegen ist eine fantastische App die ich jedem nur wärmstens an’s Herz kann.

3 thoughts on “Laufband: Finnlo Alpine BT

  1. ich habe auch Eins und würde es nicht mehr hergeben.
    Mit Neigungswinkel, das war mir mega wichtig. Denn ich habe es vor 8 Jahren bekommen als ich schwanger war, damit ich weiterhin flott unterwegs sein konnte, aber ohne richtig zu laufen.
    Habe zu der Zeit immer Bergauftraining gemacht.

    Hinterher war es auch super praktisch, denn mein Kleiner hat ganz ungünstige Schlafzeiten und so konnte ich auch noch um 23.00 laufen, oder eben schon um 6.00 früh… Und wäre halt jederzeit verfügbar gewesen.

    Ob es laut ist weiß ich allerdings nicht, wir haben Niemanden drunter.

  2. Danke für den Bericht. Ich habe mir ein Tunturi Laufband gekauft. Dies kann interaktiv mit der Tunturi Routes App gekoppelt werden.

    Nun bin ich sehr enttäuscht, dass die Geschwindigkeit in einem strukturierten Training nicht übernommen wird. Das es bei einem Video-Lauf nicht so ist kann ich nachvollziehen.

    Aber beim strukturierten Training ist es sehr enttäuschend ständig selber das Tempo umzuschalten.

    Ist das wirklich nicht möglich oder ein Fehler meines Gerätes?

    Lieber Grüsse

    1. Hallo. Wenn ich Dich richtig verstehe, ist das ein vorgefertigter Modus, dessen Sinn es ist, dass sich die Geschwindigkeit automatisch ändert, also zB. ein Intervall Training, aber sie tut es nicht? Verständlich, dass das nervt. Ich verstehe auch gut Deine Argumentation, dass bei einem solchen Modus die Einschränkungen von einem community-based Video Training nicht anwendbar sind, aber ich denke, dass auch die dieselben Bedenken und dieselbe Policy haben werden: “das Ding darf nie von selbst schneller werden”. Wenn Hr. Amerikaner irrtümlich den falschen Modus einstellt und das Ding wirft ihn ab, ist die Firma pleite.
      Reine Vermutung natürlich. Trotzdem noch viel Spaß beim Laufen!

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