OnePlus 9 Pro

Netter Versuch

Ich habe mir das OnePlus 9 Pro gekauft, weil mein Xiaomi Mi 11 kaputt war, um die zu erwartend lange Reparaturzeit zu überbrücken. Natürlich schwang die Idee mit, es zu behalten und das Mi 11 zu verkaufen. Immerhin soll es die beste Kamera im Android Lager haben und ein Teleobjektiv habe ich in der Tat oft mal vermisst.

Das Mi 11 wird in während diesem Review öfters mal als Vergleich herhalten.

Oxygen OS

Dieses ist mein drittes OnePlus. Die ersten beiden mochte ich nicht besonders, wegen des Oxygen OS. Dieses hier macht leider keinen Unterschied. Das ist per se nichts Schlechtes – man ist halt seinem Konzept treu geblieben und das gefällt mir nicht besonders. Wobei die Gründe dafür subtil sind. Das objektiv Schlechteste ist, dass man vom Main-Screen aus nicht nach links wischen kann. Für mich ein absolutes no-go, weshalb ich auf OP Handys immer einen alternativen Launcher, konkret Novalauncher benötige.

Ein weiteres Problem für mich ist, dass Oxygen OS das Lauterdrehen ab ca. 3/4 abbricht und man extra bestätigen muss, dass man wirklich so laut aufdrehen will. Das ist deshalb nervig, weil solcherart “absolute volume control” nicht funktioniert. Also, dass man am Bluetooth-Kopfhörer die Telefon-Lautstärke verstellt und nicht bloß die Kopfhörer Lautstärke. Durch diese Beschneidung kann man über die Kopfhörer nur eben diese ca. 3/4 aufdrehen. Will man mehr, muss man das Handy aus der Tasche holen. Und ja – man will oft mehr. zB., wenn man entlang einer befahrenen Straße läuft und einen eher leisen Podcast hört.

Woran ich mich außerdem nicht gewöhnen kann, ist der Schalter für den Vibrations- und leise-Modus. Das ist ganz nett gemeint und iPhone Benutzer werden das wohl lieben, aber ich kann mich damit nicht anfreunden. Zu leicht betätige ich ihn unabsichtlich, oder vergesse ihn nach “silent” wieder laut zu drehen. Ich habe mich an die Android-eigene Do-not-disturb Funktion gewöhnt: Swipe-runter, ein Knopf gedrückt, fertig. Auch die mittlere Funktion, “nur Vibration” ist für mich in dieser Form wertlos.

Power Management

Heute zu Tage ist es auch immer wichtiger, dass ein Handy manche Apps auf Wunsch im Hintergrund laufen lässt, ohne, dass das Betriebssystem sie
abwürgt. Auf der eigens dafür ins Leben gerufenen Seite Don’t kill my app! schneidet OnePlus generell schlecht ab. Ich persönlich hatte jedoch keine Probleme. Ich habe im Hintergrund Garmin-Connect, Podcast Addict, Nextcloud und Microsoft Authenticator laufen und das tut alles tadellos.

Das Gehäuse

ich habe das OnePlus 9 Pro die meiste Zeit nur im originalen Case getragen, weil ich ja von Beginn an vorhatte, es wieder zu verkaufen. Jedoch auch ohne Case fühlt es sich klobig und schwer an. Das liegt einfach nur an den etwas eckigeren Kanten als sie die meisten anderen Handys haben. Ob die tatsächlichen Abmessungen und das Gewicht diesen Eindruck bestätigen habe ich nie überprüft – dies ist ja ein rein subjektiver Bericht.

Zum völligen no-go haben sich mittlerweile die Schalter/Taster auf beiden Seiten des Gehäuses erwiesen. Ich nutze das Handy z.B. gerne zum Film-Schauen. Dazu steht es querformatig in irgendeinem Handyhalter. Mit der beidseitigen Schalteranordnung liegt es solcherart immer auf einem der Schalter auf. Dadurch, dass ich in relative kurzer Zeit drei verschieden Handys hatte, wurde mir dieser Umstand erst so richtig bewusst und hat sich zum KO-Kriterium für ein neues Gerät entwickelt.

Ach ja – mit ein Kaufgrund war für mich die Farbe. “Pine Green”. Die ist tatsächlich sehr hübsch!

Die Kamera

Eigentlich ja DAS Kaufkriterium für das OnePlus 9 Pro.
Ich will hier keinen detaillierten Review machen, davon gibt es mehr als genug – und zwar mit denkbar unterschiedlichen Ergebnissen. Manche jubeln, dass es die beste Kamera überhaupt sei, andere sagen, es kommt nicht annähernd an Samsung, Apple & Co. heran.

Meine Praxiserfahrung ist die folgende: die Haupt-Kamera ist hinsichtlich Auflösung gleich gut wie die des Mi 11 und auch in anderer Hinsicht kein großer Bringer: das Hasselblad Logo ist genau der Marketing Gag, der zu vermuten war. OnePlus räumt zwar selbst ein, dass es dabei derzeit nur um die Farbdarstellung geht, aber genau die ist sehr oft sehr grausig. Nämlich, weil der Weißabgleich oft daneben liegt – viel öfter, als bei anderen Kameras.

Die Tele-Linse, von der ich mir einiges erhofft hatte, macht natürlich schon einen Unterschied, ABER: ich benutze diese hauptsächlich bei gutem Licht. Unter diesen Umständen ist der Unterschied zwischen einem Foto mit dem Mi 11 oder auch der Haupt-Kamera des OP9p bei dem ich entsprechend stark reinzoome und dem OP9p Tele zwar immer noch deutlich, aber nicht entscheidend. Vielleicht liegt das auch den “nur” 8 Megapixel der Tele-Linse.

Bitte in voller Auflösung betrachten!
Das mittlere Bild ist mit dem OP9p Tele auf 100% gezoomt, und dann auf 800×600 verkleinert. Das obere und untere ist mit der Haupt-Kamera gemacht und der Bildausschnitt so sehr vergrößert, dass er dem Tele Bild entspricht. Um 800×600 zu erreichen, musste es erneut vergrößert werden. Das Ergebnis dieser Prozedur ist immer noch erstaunlich nahe am Tele.
zum Vergleich die originalen Bildausschnitte. Hier sieht man, wie tief ich oben in die Bilder der Normallinsen hineingezoomt habe.

Zum obigen Vergleich sei außerdem anzumerken, dass die OP9p Kamera standardmäßig nur 12MPx Bilder macht. Um die vollen 48MPx zu bekommen, muss man “hohe Auflösung” einstellen. Ein Modus in dem man wiederum die Tele-Linse nicht aktivieren kann – weil die ja keine “hohe Auflösung” bietet. Das nennt sich “Pixel Binning”. Dabei werden je 4 Pixel zu einem gruppiert und das ist eigentlich sehr sinnvoll. Das Mi 11 macht das auch, aber dort wird einem im hochauflösenden Modus zumindest nicht die Tele Linse vorenthalten (u.a. weil es halt keine gibt ;-))

Und, sorry, bei aller Liebe… dieser Auslöse-Sound?!? Ich nehme an, der soll eine echte Hasselblad Vollformatkamera nachahmen, aber das klingt am Handy wirklich grausig. Wer gibt denn so etwas frei?

Sonstiges

Helligkeitsregelung

irgendwie scheint das die Königsdisziplin der Handybaukunst zu sein. Bei den etablierten Platzhirschen von Samsung und Apple musste ich den Helligkeitsregler quasi niemals angreifen. Automatik an und gut. Bei anderen Herstellern – und OnePlus ist hier der ruhmlose Tiefpunkt – taugt die automatische Helligkeit fast gar nichts. Ich meine mich zu erinnern, dass das Huawei Mate 10 Pro durch die häufige manuelle Nachregelung zu Beginn dazugelernt hat und es relativ bald mal gepasst hat. Das Xiaomi Mi 11 und nun auch das OnePlus 9 Pro habe ich manuell auf fast 100%. Das nervt im Finstern zwar, aber ist immer noch der beste Kompromiss. Das OP9p ist dabei übrigens einen Ticken weniger hell als das Mi 11.

Display

Oneplus hat auch hier irgendeine Werbebotschaft, dass es sich um das beste Display aller Zeiten handle. Praktisch ist es ein normales Display über dem, verglichen mit dem Mi 11, irgendwie ein leichter Grauschleier liegt. Auch hier sehe ich keinen Unterschied zwischen der höheren und der niedrigeren Bildfrequenz.
Tatsächlich war das Display mit ein Grund, warum ich bemerkte, dass ich viel lieber zum Mi 11 greife und dieses dann auch tatsächlich behalten habe, während das OP9p zum Verkauf steht/stand. Der Blick auf das OP war wie aus dem Fenster zu sehen und es ist bewölkt – beim Mi 11 scheint dabei die Sonne. Zuerst dachte ich, das sei dem Helligkeitsunterschied geschuldet. Dann habe ich aber das Mi 11 extra einen Hauch dunkler gemacht, mit dem gleichen Effekt.

Der Akku

Wie bei jedem modernen Handy: zwei volle Tage sind Glückssache, ein Tag geht jedoch immer, sorgenfrei, auch wenn man früh aufsteht und die Nacht durchmacht. Glanzleistungen vollbringt das Handy hier nicht. Das immer auf 100% laufende Display (siehe oben, Helligkeitsregelung) und die Notwendigkeit eines 3rd-party Launchers helfen hier natürlich wenig. Durch heutige Schnell-lade Funktionen ist mir das aber auch wirklich relativ egal.

Verdict

Dem OnePlus 9 Pro fehlt es an nichts. Objektiv ist es ein super Gerät. Ich sehe das Handy jedoch als den Gegenstand den man am Tag vermutlich am meisten in der Hand hat. Der soll mir auch irgendwie gefallen. Das OnePlus 9 Pro “mag” ich einfach nicht. Es ist technokratisch, kalt und dabei alles andere als fehlerfrei. Und auch nicht billig. Daher habe ich es nicht behalten. Das ist natürlich ein extrem subjektives Assessment. Ich habe keinen Zweifel, dass “man” damit extrem zufrieden sein kann.

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